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Von Dr. Barbara Volkwein

Stiftung Museum Kunstpalast ist ein Museum, dem man seine Herkunft aus einer barocken Wunderkammer noch heute anmerkt. Zudem ist es mit seiner Sammlung der Geschichte der Düsseldorfer Kunstakademie innig verbunden und bietet ein so breites Angebot an unterschiedlichsten Themen der Kunst- und Kulturgeschichte, dass auch nach langjähriger Kooperation immer wieder aktuelle Fragen und neue Erkenntnisse die Arbeit mit den Besuchern bereichern und beleben.

Da es faktisch in der Nachbarschaft liegt, haben fünfzehn Vereinsmitglieder und Gäste des WIG e. V. am 6. Mai eine Exkursion unter der fachkundigen Führung der Bildnerin Susanne Ristow unternommen. Von diesem Besuch lässt sich auch online einiges nachholen.

Das Museum Kunstpalast ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Region. Über zweitausend Jahre europäische und nicht-europäische Kunst sind hier versammelt, angefangen bei Glasobjekten aus vorrömischer Zeit, mittelalterlichen Skulpturen, orientalischen und asiatischen Artefakten über eine hochkarätige und umfangreiche Kollektion von Gemälden, Zeichnungen, Graphiken, Fotografie und Angewandter Kunst von der Renaissance bis zur Gegenwart.

Unsere erste Station: Die kurfürstliche Gemäldegalerie mit Werken der europäischen Malerei vom 15. bis Anfang des 20. Jh. ist die Abteilung mit den ältesten Wurzeln im Museum Kunstpalast. Sie gründen in der legendären Gemäldegalerie des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz Ende (1658-1716) des 17. Jahrhunderts. Er und Anna Maria Luisa de Medici (1667-1743) trugen eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Europas mit Meisterwerken der Renaissance und des Barock zusammen. Für diese Gemäldegalerie wurde ein eigener Galeriebau am Düsseldorfer Stadtschloss errichtet, der früheste Museumsbau in Europa.

Unsere zweite Station: Die Moderne Abteilung. Seit der Gründung der damaligen Städtischen Kunstsammlungen zu Düsseldorf im Jahr 1913 gehört zeitgenössische Kunst zum Profil des Museums. 1916 formulierte der Gründungsdirektor des Hauses, Karl Koetschau, die Ziele des Hauses beim Aufbau der Sammlungen und hob hervor, dass sie „die Entwicklungsgeschichte der Düsseldorfer Kunst nach ihren hauptsächlichen Richtungen und Meistern zu zeigen haben, mit auserlesenen Werken, von den Anfängen bis zur Gegenwart, soweit sich in dieser schon bleibende Werte haben herausbilden können“. Inzwischen umfasst die Sammlung mehr als 3000 Gemälde, Skulpturen, Videoarbeiten und Rauminstallationen von Künstlern und Künstlerinnen aus der Zeit zwischen 1900 und der Gegenwart.

Unsere dritte Station: Skulptur und Angewandte Kunst. Der systematische Aufbau einer Sammlung mittelalterlicher Plastik in Düsseldorf begann 1928 mit der Neuordnung des städtischen Kunstbesitzes und der Eröffnung des Kunstmuseums am Ehrenhof. Damals wurde festgelegt, den wenig bedeutenden Skulpturenbestand des ehemaligen Kunstgewerbemuseums zu einer eigenständigen Sammlung zu erweitern. Einen ersten Schwerpunkt bildete 1929 der Erwerb einer großen Zahl hochrangiger Bildwerke des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts aus der fürstlichen Sammlung Hohenzollern-Sigmaringen. Diese Linie wurde in den 1930er-Jahren weiterverfolgt. Von den breit angelegten Ankäufen zwischen 1934 und 1936 profitierte neben der Gemäldegalerie vor allem der Bereich Skulptur. Die Auflösung bedeutender Privatsammlungen brachte Schlüsselwerke der süddeutschen Spätgotik in Düsseldorfer Besitz, ferner wurde der niederrheinischen sowie der benachbarten niederländischen Plastik besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Werke des 15. bis frühen 17. Jahrhundert bilden heute einen bedeutenden Schwerpunkt der Düsseldorfer Sammlung.

Unsere Top-Kunstvermittlerin Susanne Ristow führte uns mit Verve durch die Sammlungen: Sie gehört zu den vielseitigsten deutschen Gegenwartskünstlern: Zeichnung, Druckgraphik, Malerei, Video, Performance, Installation, Skulptur, Artistic Research – sie selbst fasst alle Disziplinen zu dem Begriff BILDNEREI zusammen. Die Künstlerin ist weltweit nicht nur mit Ausstellungsprojekten präsent, sondern auch als leidenschaftliche Kunstvermittlerin. In Performancevorträgen und Interaktionen mit Kollaborateuren entwickelt sie komplexe Zusammenhänge zwischen Kunst und Vermittlung.

Die komplette Sammlung online besuchen: Der online Kurzführer mit zahlreichen Abbildungen, anschaulichen Bildtexten, Kurzfilmen zu Werken, historischen Dokumenten und Filmausschnitten bietet einen kompetenten Überblick über die Vielfalt der Sammlung und eignet sich ebenso für jeden Kunstliebhaber zuhause zur vertiefenden Lektüre und Betrachtung. Wer nicht dabei war, kann hier einen umfassenden ersten Eindruck gewinnen.

Von Peter Baaken

Am 3. Dezember haben fünfzehn Vereinsmitglieder und Gäste gemeinsam die Ausstellung von Richard Deacon in der Langen Foundation auf der Raketenstation in Neuss besucht.

 Die Nato hatte die Raketenstation von 1967 bis 1990 zur Flugabwehr im Kalten Krieg genutzt. Dort lagerten Spreng-Köpfe für Cruise Missiles und Pershing-Raketen. img_6374_bbDie Friedensbewegung zeigte dort ihren vielfältigen Widerstand gegen die Stationierung, vor allem durch friedliche Sitzblockaden. Heide hatte dazu eine Mappe mit bewegenden Bildern zusammengestellt. 1992/93 wurde die Einrichtung im Zuge der Abrüstungsabkommen zwischen den NATO-Staaten und der damaligen UDSSR stillgelegt. Das Gelände wurde danach behutsam rekultiviert. Dabei sollte die Geschichte des Ortes nicht ausgelöscht werden, sondern ein neues Gesicht und eine neue Bestimmung bekommen.

Direkt neben diesem geschichtsträchtigen Gelände wurde das beeindruckende Ausstellungshaus der Langen Foundation errichtet. Der japanische Architekt Tadao Ando passte in seinem Entwurf das Gebäude in die topografischen Gegebenheiten der umlaufenden Wälle ein. Dort läuft derzeit die Ausstellung „On the Other Side“ von Richard Deacon. Der Engländer Richard Deacon zählt zu den führenden Vertretern der zeitgenössischen Skulptur.

Nachdem uns Linde und Robert begrüßt haben, stellten uns die bildenden Künstler Katharina und Christian im Rahmen einer Führung eindrucksvoll die Arbeit und das Schaffen von Richard Deacon vor. Kennzeichen seiner Arbeit sind dynamische, abstrakte Formen und die große Vielfalt an Materialien.img_6369_b_07

Zwischendurch haben unsere Vereinsmitglieder Ruth und Uli uns mit leckeren Plätzchen erfreut bzw. interessante Fotos gemacht. Danach folgte noch eine Abstecher in die neue, von Thomas Schütte entworfene und betriebene Skulpturenhalle in der ebenfalls Arbeiten von Richard Deacon gezeigt werden.

img_6376_b_07 Der Abschluss unseres Ausflugs bildete der Besuch im kleinen Café Meisenkaiser. Es liegt auch auf dem Gelände der Raketenstation. Bei leckerem Kaffee und Kuchen (Suppe gab es auch!) sowie anregenden Gesprächen ging ein Ausflug zu Ende, der uns eine interessante Begegnung mit Kunst, Architektur, Natur und Geschichte sowie Gespräche untereinander ermöglicht hat.

img_6418_b_07Die Stimmung war gelöst. Es herrschte typisch niederrheinisches Wetter. Es war zwar zwischendurch sonnig, aber vor allem nebelig und frostig. Es lag ein morbider Charme über dieser niederrheinischen Landschaft. Viele der Teilnehmer haben den Wunsch geäußert im Frühjahr bzw. Sommer erneut die Raketenstation zu besuchen, um die außergewöhnliche Architektur, Kunst und Geschichte in Verbindung mit der besonderen Landschaftin einer anderen Jahreszeit zu erleben.

Wie ihr sicher alle wisst, gibt es zurzeit eine vielbeachtete Ausstellung im NRW-Forum von Horst Wackerbarth mit dem Titel „heimat.nrw“. Sie ist von ihm konzipiert worden im Hinblick auf den 70. Geburtstag unseres Landes NRW und das 30-jährige Bestehen der NRW-Stiftung, die in dieser Zeit viele ehrenamtliche Vereine und gemeinnützige Einrichtungen unterstützt hat. Horst Wackerbarth zeigt hier in beeindruckenden Impressionen die unglaubliche Vielfalt unseres Bundeslandes in kultureller, naturräumlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.

Trotz Belastung und Termindrucks bot Horst Wackerbarth den Wiggies eine persönliche Führung durch die Ausstellung an - aus freundschaftlicher, nachbarschaftlicher Verbundenheit, wie er sagte. Horst Wackerbarth heimat:nrwAm 7. Oktober trafen wir uns dann im Ehrenhof zum Rundgang durch die Retrospektive aus vierzig Schaffensjahren des Künstlers. Die faszinierten Vereinsmitglieder und Gäste bekamen mit  vielen kleinen Geschichten und Anekdoten einen faszinierenden Eindruck von der Entwicklung des umfassenden Gesamtwerkes von Horst Wackerbarth.

Die Wiggies auf dem roten Sofa von Horst Wackerbarth
Die Wiggies auf dem roten Sofa von Horst Wackerbarth

Zum Schluss durfte auch das obligatorische Bild auf der roten Coach nicht fehlen!

Fazit aller Teilnehmer: Absolut sehenswert! Die Ausstellung geht noch bis zum 30. Oktober 2016